Sommercamp Haiti 2016

Die Kinder unseres Projektes in Ouanaminthe (Haiti) durften in ihren Sommerferien an einer Woche mit verschiedenen Aktivitäten teilnehmen. Jedes Kind bekam ein grünes T-Shirt, das es während der Woche trug.

Stymie aus den USA und ich aus der Schweiz kamen mit je einem Koffer voll mit Bällen, Gummitwists, Springseilen, Stiften, Farben, Bastelutensilien, Kartenspielen usw. in Ouanaminthe an. Zusammen mit den ortsansässigen Volunteers gestalteten wir eine manchmal etwas chaotische, jedoch abwechslungs- und lehrreiche Woche.

Einige freiwillige Mütter der Kinder wurden engagiert, uns mittags mit Reis, Bohnen und etwas Fleisch zu verpflegen. Sie haben sich eine Kochstelle geschaffen und begannen bereits morgens eifrig mit den Vorbereitungen für das Mittagsmenü. Am ersten und zweiten Tag stimmte das Timing noch nicht ganz und es kam zu einem verspäteten Essen. Danach pendelte sich dies ein und wir wurden pünktlich verpflegt.

Jedes Kind hatte den Auftrag bekommen, einen Teller fürs Mittagessen selber mitzubringen. Die meisten von ihnen erschienen mit einem grösseren Behälter, zum Beispiel einer Pfanne oder gleich einem Kübel. Beim Schöpfen wollten sie so möglichst viel Nahrung in ihren Behälter bekommen. Als ich ihre Portionen betrachtete, war ich mir sicher, dass niemand eine solche Menge verschlingen konnte. Ich täuschte mich und so wurde alles bis aufs letzte Reiskorn verzehrt. Mir wurde klar, dass die Kinder in ihrem Alltag, wenn überhaupt, wohl nur einmal täglich etwas zu essen bekamen. Wenn es etwas zu essen gab, war es also das Ziel, möglichst viel in den Magen zu füllen, um möglichst lange gesättigt zu sein.

Ich selber brachte bei der Hitze nur ein paar Gabeln runter. Ich hatte aber jeweils sofort ein Kind an meiner Seite, welches den Rest meiner Portion mit Freude in seinen Behälter füllte. Ich fragte bei dieser Gelegenheit einmal einen Jungen namens Stevenson: „Bringst du wohl noch etwas von deiner Portion nach Hause?“ Er antwortete sofort: „Oh nein, ich esse bestimmt alles auf, bevor ich zu Hause ankomme und es mir jemand anderes wegisst.“

Falls weitere Familienangehörige anwesend waren, wurden auch sie verpflegt. So kamen einige Eltern oder jüngere Geschwister in den Genuss einer Mahlzeit. Es ist mir aufgefallen, dass es den Haitianern wichtig war, dass alle zu essen hatten. So wurde geschaut, dass zum Schluss auch wirklich alle satt waren.

Insgesamt nahmen 50 Kinder am Camp teil. Diese wurden in vier Gruppen eingeteilt. In diesen Kleingruppen fanden schliesslich die Aktivitäten statt. So übten sich die Mädchen und Jungen im Schreiben und Rechnen, bekamen Geschichten erzählt, bastelten Halsketten, zeichneten die Flaggen von Haiti und der Schweiz, übten eifrig Französisch, Spanisch und Englisch und spielten Spiele. Am Anfang des Tages und nach dem Mittagessen stand jeweiliges gemeinsames Singen und Tanzen auf dem Programm.

Ein Highlight war natürlich der mitgebrachte Fussball. Vor allem die Knaben spielten in jeder freien Minute damit. Einige wagemutige Mädchen boten ihnen jedoch die Stirn und spielten mit. Andere Mädchen beschäftigten sich eher mit dem Springseil.

An einem Nachmittag begann es heftig zu regnen. Alle Volunteers und die meisten Kinder begaben sich schutzsuchend zu einem Unterstand. Einige Abenteuerlustige blieben jedoch draussen und tollten im Regen umher.

Am Donnerstag kam ein Arzt und untersuchte alle Kinder der Reihe nach. Viele von ihnen bekamen ein Shampoo, um das Ungeziefer aus ihren Haaren zu bekommen. Zudem klagten fast alle über häufige Bauchschmerzen, was wohl auf die unregelmässige und unausgewogene Ernährung zurückzuführen ist.

Im Namen von allen Volunteers und Kindern spreche ich ein grosses Dankeschön an alle Spender aus, dass durch ihre Hilfe diese wunderbare Woche möglich gemacht wurde.